Sprachreformen

Im Jahre 1928 erfassten die laizistischen und kemalistischen Reformen nach der Ausrufung der Republik Türkei im Jahr 1923 auch die Sprache. Die Einführung der lateinischen Schrift für die türkische Sprache in Staaten der Sowjetunionerleichterte die Verwendung des lateinischen Alphabets auch in der Türkei. Die Kontakte zu anderen Turkvölkern jenseits der Grenze sollten gewahrt werden, im Übrigen vergrößerte dieser Reformschritt die kulturelle Distanz zur osmanischen und mehr noch zur islamischen Vergangenheit der Türken. Die Säkularisierung der modernen Türkei setzte sich damit fort. Erwägungen, die arabische Schrift des Türkischen zu reformieren oder sogar durch die lateinische Schrift zu ersetzen, waren in der Türkei allerdings nicht neu. In der Tanzimat-Ära hatte bereits der Bildungsminister Münif Pascha mit diesem Gedanken gespielt. Münif Pascha sah die arabische Schrift als Ursache für den verbreiteten Analphabetismus in der damaligen Türkei.

Nach der Gründung der Türkischen Republik 1923 begann man in den 1930er Jahren, fremde Lehnwörter durch teils bereits vorhandene, teils neugebildete türkische Wörter zu ersetzen. Diese Ersetzungen des hergebrachten Wortschatzes sind bis heute nicht vollständig durchgeführt, so dass sich immer noch viele Wörter arabischen und persischen Ursprungs finden. In vielen türkischen Dialekten sind Gräzismen vertreten, die in der bäuerlichen Terminologie oder in der Seefahrt-, Fischfang-, Weinbau-, Bienenzuchtterminologie vorkommen. Armenismen kommen in türkischen Dialekten seltener vor.[21] Seit dem 19. Jahrhundert kam vor allem Vokabular französischer, im 20. Jahrhundert auch englischerHerkunft hinzu.

Die Türk Dil Kurumu, die Gesellschaft der türkischen Sprache, ist eine staatliche Einrichtung, die 1932 zur Returkisierung bzw. Modernisierung der türkischen Sprache gegründet wurde. Oberstes Ziel dieser Gesellschaft war anfangs, zahlreiche arabische und persische Wörter durch traditionelle türkische Entsprechungen und, wenn es diese nicht gab, ohne Rücksicht auf die anderen Turksprachen durch eigens geschaffene „neu-türkische“ Wörter zu ersetzen. Die 1951 entstaatlichte und mit der Verfassung von 1982 der Atatürk Kültür, Dil ve Tarih Yüksek Kurumu unterstellte und wieder unter staatlichen Einfluss gebrachte Türk Dil Kurumu betreibt heute keine Sprachreformpolitik mehr.

Wikipedia: Sprachreformen (2023)

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    Shirley Rellstab, Gilles Reust
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